Seit fast 10 Jahren zählt Mobbing zu den großen Problembereichen in unserer Arbeitswelt. Mittlere Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 1,5 Mio bis 2 Mio Beschäftigte in Deutschland akut von Mobbing betroffen sind.
Hinweis: Die Ausführungen zu diesem Thema haben Ihren Ursprung in dem Artikel "Angriff auf die Seele; Mobbing – ein Problem auch bei der Polizei", dessen Beschreibung des Problems ebenso auf die "übrige" öffentliche und private Arbeitswelt passt und der hier mit freundlicher Genehmigung der Gewerkschaft der Polizei (www.gdp-online.de) dargestellt wird. |
„Mobbing“, ein Kunstwort, ist der englischen Sprache entlehnt. Als Verb „to mob“ kann man es mit den Worten „über jemanden lärmend herfallen, anpöbeln, angreifen, attackieren“, als Substantiv „the mob“ mit „Mob, Gesinde, Pöbel(haufen)“ umschreiben. Seinen Ursprung hat der Begriff in der lateinischen Sprache. Mit „mobile vulgus“ wird die aufgewiegelte Volksmenge, die wankelmütige Masse bezeichnet. Geprägt wurde der Begriff „Mobbing“ von dem Verhaltensforscher Konrad Lorenz, der mit ihm Gruppenangriffe von unterlegenen Tieren (z. B. Gänse) bezeichnet hatte, um einen überlegenen Gegner (z. B. Fuchs) verscheuchen zu können. Der schwedische Arzt Peter- Paul Heinemann verwendete diesen Terminus zur Beschreibung von Gruppenverhalten von Schulkindern, welches so weit gehen kann, dass das betroffene Kind einen Suizid begeht. Hieran anknüpfend nahm der Arbeitspsychologe Heinz Leymann den Begriff auf, um mit ihm ähnliche Vorgänge in der Arbeitswelt der Erwachsenen beschreiben zu können. Er hatte im Verlaufe seiner Untersuchungen in Schweden festgestellt, dass die Ursachen für psychische Belastungen von Arbeitnehmern oftmals nicht in deren Persönlichkeit, sondern in den betrieblichen Umfeldbedingungen zu suchen sind.
Verwendung findet die von Leymann geprägte Bezeichnung „Mobbing“ vor allem im deutschsprachigen Raum. Soweit Mobbing durch Vorgesetzte erfolgt, ist auch der Ausdruck „Bossing“ geläufig. Im englischsprachigen Raum wird das von Leymann beschriebene Phänomen überwiegend mit „bullying at work“, „(employee) abuse“ sowie „(sexuell) harassment“ bezeichnet.
Das von Leymann beschriebene Phänomen wird in unserer Arbeitswelt mit großer Sicherheit schon immer existiert haben. Allerdings scheint es aus den verschiedensten Gründen in den letzten 10 Jahren in einem vorher nicht gekannten Maße zugenommen zu haben. Veränderungen innerhalb der Gesellschaft, ein verändertes Werteverständnis, neue Managementmethoden und insbesondere die Angst vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes dürften einige Gründe dafür sein.
Definition von Leymann:
Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter
Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verstanden, bei der die
angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch,
oft und während längerer Zeit mit dem Ziel und/oder dem Effekt des
Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen
wird und dies als Diskriminierung empfindet.
Definition von Esser/
Wolmerath:
Mobbing ist ein Geschehensprozess in der Arbeitswelt, in dem destruktive Handlungen
unterschiedlicher Art wiederholt und über einen längeren Zeitraum
gegen Einzelne vorgenommen werden, welche von den Betroffenen als eine Beeinträchtigung
und Verletzung ihrer Person empfunden werden und dessen ungebremster Verlauf
für die Betroffenen grundsätzlich dazu führt, dass ihre psychische
Befindlichkeit und Gesundheit zunehmend beeinträchtigt werden, ihre Isolation
und Ausgrenzung am Arbeitsplatz zunehmen, dagegen die Chancen auf eine zufriedenstellende
Lösung schwinden und der regelmäßig im Verlust ihres bisherigen
beruflichen Wirkbereichs endet.
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